„Was du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen!“
(Goethe)
Wer glaubt, damit wären ausschließlich materielle Dinge und Recht gemeint, der hat die Geschichte und die Zeit, in denen unserer Ahnen und Väter lebten, nicht verstanden. Sie arbeiteten, schufen Werte für sich und ihre Familien und ihre damalige Welt und für uns, für Ihre Nachkommen und die Welt, in der wir heute leben, die anonym und prosaisch geworden ist. Deshalb sollte uns der Gendanke an das Nacherleben der Geschichte, speziell die Tradition und das Brauchtum unserer Väter heilig sein.
Und der Gedanke an unserer 700-jähriges Bestehen und die Herleitung unseres heutigen Vereinslebens aus der Notwendigkeit eine Gilde zur Heimatverteidigung soll uns Verpflichtung zur Tradition sein. Diese tragen wir in die heute kalte Gesellschaft hinaus neben den sportlichen Ergebnissen, indem wir uns dazu bekennen, nach innen und nach aussen. Wir tragen eine Tracht, die uns als Nachfolder der Gilde auszeichnet. Aus gleichem Tuch und nach gleichem Schnitt sind unserer Monturen gefertigt. So dokumentieren wir unsere Gemeinsamkeit der Interessen und zeigen es nach aussen, in einer Zeit in der die Uniformität eher einen schalen Nachgeschmack hervorruft, ja bei dem einen oder anderen sogar verpönt ist. Aber die Fairness gegenüber dem Ablauf der Geschichte verpflichtet uns zur Akzeptanz der Tatsachen, auch wenn die Wertung heutiger Politiker und Historiker nur negativ geprägt ist.
So tragen wir die gleichen Joppen, den gleichen Stopselhut, das gleiche Mascherl und stehen ein für den Geist,
der in jedem Schützen ruht und in unserer Gemeinschaft zum Leben erweckt wird.
Das Zusammensein der Schützen ist geprägt von Fairness. Wir sind alle aus einem besonderen Holz geschnitzt. Widerstandsfähig, aufrecht und heimatverbunden treten wir für die Werte und ideale der damaligen Gilden ein, aus denen unter dem Protektorat der Landesherren des Mittelalters heute Schützenvereine geworden sind. Wir tragen diese Montur bei geistlichen Anlässen, bei Jubiläen, bei der Beerdigung von Schützenkameraden zum Zeichen unserer Verbundenheit mit Ihnen über den Tod hinaus. Wir tragen Sie am Heiligen Abend in Waakirchen zum Gedenken an unsere Kameraden, die Ihr Leben in der Sendlinger Bauernschlacht verloren haben. Und wir tragen Sie immer, wenn wir ausrücken, aus welchen Anlass auch immer. Damit demonstrieren wir eindringlich, das wir zu unserer Geschichte und zu unserem Sport stehen, in der öffentlichen Gesellschaft des täglichen Lebens und den organisatorischen Formationen des Deutschen Schützenbundes und in erster Linie des Bayerischen Sportschützenbundes.
Die Fahne nimmt in unserer Feuerschützengesellschaft eine besondere Stellung ein. Wenn wir zu wirklich evidenten Anlässen geschlossen ausrücken oder eine Abordnung zu stellen haben, wird die Fahne mitgeführt. Dieser Anlass bestimmt nach althergebrachter Sitte und Tradition den Schmuck und Bandaustattung der Fahnenkrone und auch den Hutschmuck der Teilnehmer im Zug.
In vielen Bevölkerungsschichten werden wir nicht verstanden. Dort fragt man beispielsweise nach dem Sinn einer Sammlung historischer Waffen oder Zubehör oder Literatur. Die Sammler befassen sich mit der Geschichte, mit der Entwicklung und den mannigfaltigsten Ausprägungen von Waffen, über die man öfter auch schmunzeln kann. So weiß jeder wo es verwendet wurde, aus welchem Grundmodell es hervorging oder seine Weiterentwicklung. Auf diese Weise werden viele wertvolle Kenntnisse erworben und weitergegeben, wovon die Fertigung der modernen Sportwaffen profitieret.
Trotz bester Qualität der damaligen Tuche ist die Sammlung von originalen Kleidungsstücken durch Privatpersonen so gut wie unmöglich. Mit zunehmender Verwendung von synthetischen Fasern wurde diese erleichtert. Deshalb bleibt eine solche Sammlung meist nur musealen Einrichten vorbehalten, die die klimatischen Voraussetzungen erfüllen.
Horst Schelberg
„Gott bewahre unser Schützenwesen“